Dunkel by James Herbert

Dunkel by James Herbert

Autor:James Herbert
Die sprache: de
Format: mobi, epub
veröffentlicht: 0100-12-31T23:00:00+00:00


10

Peck starrte auf den langsam fließenden Verkehr hinab und füllte seine Lungen mit Zigarettenrauch. Er fragte sich, ob die Menschen, die da in ihren winzigen Spielzeugautos herumfuhren, überhaupt eine Ahnung davon hatten, was in der Stadt vorging. Es war unmöglich, absolutes Schweigen über die bizarren Ereignisse der letzten paar Wochen zu bewahren; die Medien hatten die Verbindung zwischen den Ereignissen im Stadion und in der Willow Street vor Tagen schon hergestellt, sich aber widerwillig einverstanden erklärt, mit der ganzen Geschichte so lange zu warten, bis die Behörden eine logische Antwort gefunden hatten, um die wachsende Unruhe in der Öffentlichkeit zu dämpfen.

Es war keine gute Zusammenarbeit zwischen den Behörden und den Medien, dazu eine, die unzweifelhaft scheitern würde, wenn sich der nächste große Zwischenfall ereignete. Nur so lange ließen sich die Reporter hinhalten.

Er nahm die halb gerauchte Zigarette mit Zeigefinger und Daumen aus seinem Mund, die Handfläche um den Stummel gewölbt. Janice sagte ihm immer, daß er es nie zum Commissioner bringen würde, wenn er weiter Zigaretten mit solchem Manierismus rauchte. Manchmal glaubte er, daß seine Frau das ernst meinte.

Langsam wandte Peck sich vom Fenster ab und ließ sich in seinen Sessel vor dem Schreibtisch fallen, drückte die Zigarette an der Wand des Abfalleimers aus und ließ die Kippe hineinfallen. Manierismus? Sie hatte zehn Jahre gebraucht, bis er mit dem Drehen von Zigaretten aufhörte. Der Knoten seiner Krawatte hing lose über seiner Brust, die Hemdsärmel waren bis zu den Ellenbogen hochgerollt. Er strich sich mit einer Hand über das Gesicht und war sich des kratzenden Geräusches bewußt, das sein Kinn verursachte, dann studierte er die letzte Seite des Berichtes, den er gerade beendet hatte. Er sollte sich lieber schnell rasieren, bevor er das dem Commissioner zeigte, sagte er sich. Diesem wichtigtuerischen Bastard war es völlig egal, ob man Jack the Ripper verhaftet hatte, wenn man nicht rasiert war.

Während er die letzten Zeilen seines Berichtes noch einmal las, wandte seine Hand unbewußt zur Rückseite seines Kopfes. Kalte Finger störten seine Konzentration und sagten ihm, daß wunderbarerweise keine neuen Haare über Nacht gewachsen waren. Tatsächlich, dachte er, während seine Aufmerksamkeit nun ganz auf die tastenden Finger konzentriert war, hatten ein paar weitere Haare Lebewohl gesagt. Er ließ schnell seine Hand sinken, für den Fall, daß einer seiner Männer ihn durch die Glaswand seines Büros beobachtete. Lieber wollte er sich dabei erwischen lassen, wie er sich selbst befriedigte, als dabei, wie er seine zunehmende Kahlheit überprüfte. Man wird alt und fühlt es, dachte er knurrend. Dennoch hieß es, daß Kahlheit Manneskraft bedeutete. Er konnte kaum sagen, daß er das in letzter Zeit bemerkt hätte.

Er schloß den Bericht und lehnte sich zurück, wobei er eine neue Zigarette aus dem Päckchen auf seinem Schreibtisch zog. Gedankenverloren ließ er das Feuerzeug aufflammen und starrte der Rauchwolke nach, die seinen Lippen entströmte.

Was, zum Henker, geht hier eigentlich vor? fragte er sich. Die Fußballkatastrophe war bisher das Schlimmste gewesen, aber es hatte anderes gegeben, was ebenso beunruhigend war. Die Brandkatastrophe in der Fairfield-Nervenheilanstalt zum Beispiel. Der Aufruhr im Erziehungsheim zum Beispiel — die kleinen Bastarde hatten sich auf ihre Aufseher gestürzt und auf sich selbst.



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